Bene vor dem Matthäuskirchplatz

Nota Bene reloaded #2: Oh Gott, das ist aber nicht euer Ernst?

Im Matthäusquartier streiten sich die Leute mit der Stadt, wie der Platz vor der Kirche heissen soll. Lasst die Kirche im Dorf: Kümmert euch lieber um wesentliche Dinge, wie Rassismus und Sexismus in der Werbung.

«Geht ihr auch noch auf den Theo?» Das fragt mich mein Nachbar, wenn er wissen will, ob ich mit meinen Kindern auf den Theodorskirchplatz komme. Ich würde wohl eher «auf den Theodors» sagen. Aber wie man diesen Ort nennt, ist eigentlich egal. Also zumindest bei uns im Wettsteinquartier. Ganz im Gegensatz zu ein paar Strassen weiter nördlich. Da gab es kürzlich Diskussionen, weil die Stadtkommission den Platz vor der Matthäuskirche  «Matthäuskirchplatz» taufte. Wo liegt das Problem? Im Volksmund heisse dieser Platz seit jeher nur «Matthäusplatz», machte der Quartierverein «Matthäusplatz – Unser Platz» in einem Statement klar. Schliesslich habe die Stadt vor 130 Jahren versäumt, diesen Ort zu benennen.Und ich denke: Haben die keine anderen Probleme? Es gibt doch ganz viele andere Dinge, die man nicht sagen sollte. Gerade auch in der Werbung. Das ist mir kürzlich wieder aufgefallen, als ich ein Plakat von Galaxus las. Und zwar nicht wegen der Headline, die darauf stand, sondern: Weil ich mich selbst dabei ertappte, dass ich etwas sagte, was man nicht sollte. Klingt kompliziert, ich weiss. Deshalb von vorn: Ich stehe also vor diesem Galaxus-Plakat mit dem abgebildeten Teppich darauf, lese die Headline «Teppich» und sage zu mir: Das ist doch wieder einmal «Neger vor Hütte». Autsch! Warum ich an so etwas denke: Diesen Ausdruck zu verwenden war in meiner Zeit, als ich in verschiedenen Agenturen gearbeitet hatte, ganz normal. Und irgendwie schwirrt er immer noch in meinem Kopf herum. Was damit gemeint ist: Schreibe als Headline nicht, was du eh schon siehst. Also eben nicht «Teppich», wenn ein Teppich abgebildet ist. Wenn du auf einem Foto eine Person vor einer Hütte sitzen siehst, schreibst du ja auch nicht: «Da sitzt eine Person vor ihrer Hütte.»
Plakat von Galaxis

Apropos Hütte: Vor fünf Jahren gab es im Engadin ein Plakat, auf dem vier junge Frauen vor einem Holzstapel abgebildet waren. Darüber die Headline: «Wir haben Holz vor der Hütte. Greifen Sie zu!» Da musst du dich echt fragen: Wieso dürfen die das? Die Idee sei aus Jux entstanden, erklärte der Sägewerkbesitzer. Die Aufregung um sein Plakat verstehe er nicht. Und: Er hätte auch seine Frau darauf abgebildet «wenn sie ein bisschen jünger wäre». Das lassen wir mal so stehen. Den Shitstorm hat ihn allerdings mit voller Wucht getroffen. Gut so.

Sexistische Werbung

Heisst aber nicht, dass sich andere von der Umsetzung von ähnlichen gaaanz lustigen Ideen abhalten lassen würden. Gäll, Interdiscount?

Werbung Interdiscount

Immerhin haben sich die Verantwortlichen im Nachhinein für das sexistische Plakat entschuldigt. Um dann mit einer weiteren plumpen, wenn auch harmlosen Werbung nachzudoppeln. Aber schau selbst:

Werbung Interdiscount2

Um den Bogen zu schliessen, sag ich nur: Liebe Leute vom Matthäusquartier: Kümmert euch lieber um die wichtigen Dinge im Leben. Wir sehen uns auf dem Matthäuskirchplatz.

2 Antworten

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