Weihnachtsspots 2024: Mehr Humor und weniger Kitsch, bitte!

Kitschige Adventsszenen, grosse Gefühle und mässig bis gute Pointen: Bene, Monika und Noemi haben sich die Weihnachtsclips der Grosskonzerne angeschaut und vergeben Sterne von 1 bis 5. Der Siegerspot überzeugt mit einem humorvollen Twist.

Amazon - Midnight Opus

Bene: Der einfache Mann bei der Arbeit. Und plötzlich wird er zum Star. Nicht zuletzt natürlich dank dem Anzug, den die Kolleg:innen bei Amazon bestellt haben. Die Message: Hinter jeder Person steckt etwas Grosses. Grundsätzlich eine schöne Idee. Zwei Fragen hätte ich allerdings noch: 1. Geht Danke sagen nur an Weihnachten? 2.  Was passiert, wenn die Show vorbei ist? Heisst es dann zurück an die Arbeit? Aber bei aller Kritik: Dieser Weihnachtsspot hebt sich von vielen 0815-Happy-Family-Geschichten ab.

⭐⭐

Monika: Vom Tellerwäscher zum Millionär. Kitschig und unrealistisch, aber in dieser Form auch speziell. Was ich gut finde, ist, dass diese Art von Werbung für einen Onlineversandhändler eher untypisch ist. Man erwartet nicht, dass Amazon mit einem singenden Reinigungsmann wirbt. Das macht es doch gleich viel sympathischer.

⭐⭐⭐

Noemi: Diese Werbung hat Hühnerhaut-Potential. Der Spot läuft vielversprechend an, baut Spannung auf. Da ist ein sympathischer Herr, der eigentlich viel zu talentiert ist, um «nur» den Besen zu schwingen. Und ein Team, das ihm eine Freude bereiten möchte. Das erzeugt eine Stimmung. Die allzu offensichtliche Markenplatzierung verdirbt sie mir aber gleich wieder. Warum braucht der gute Herr ein Jackett, um vor Publikum singen zu können? Ist seine Kleidung nicht gut genug? Liebes Amazon-Team, platziert eure Marke doch am Schluss des Spots. Ich möchte während des Clips für einen kurzen Moment das Gefühl haben, ich befinde mich in einer wunderbaren Weihnachtsgeschichte – und nicht in einem Spam-Mail von Amazon.

⭐⭐⭐

Total: 8⭐

Coop – Für alles, was uns verbindet

Monika: Mein erster Gedanke ist hier: «In der Realität würde das so niemals stattfinden.» Zum Ende hin erwärmt es mein Herz dann doch. Das Weihnachtsgefühl kommt also auf jeden Fall auf. Das Ende ist im wahrsten Sinne des Wortes süss. Was mir aber auch auffällt: die Ähnlichkeit zum letztjährigen Weihnachtsspot. Coop scheint Fan von Notizzetteln zu sein. Vielleicht sind sie vom Schreiben fasziniert? Das schreit doch schon nach einer Zusammenarbeit.

⭐⭐⭐

Noemi: Ernsthaft? Da hat Coop es sich einfach gemacht und den Werbespot vom letzten Jahr nochmals ausgegraben und recycelt. Die Zettel-Botschaften und das Zusammenkommen von Jung und Alt ist ja herzig. Aber nochmals? Wirkt etwas ausgelutscht. So schön die Botschaft auch ist. Immerhin passt der Spot zum Coop-Claim «Für mich und dich». Und er löst emotional etwas aus.

⭐⭐

Bene: Hatten wir diesen Spot nicht bereits letztes Jahr? Das mit den Weihnachtsbotschaften kommt mir bekannt vor. Und jetzt kommt noch dieser Weihnachtsmuffel, irgendwie Klischee. Doch Moment, da steckt mehr dahinter. Coop als Kommunikationskanal zu verwenden, finde ich eine schöne Idee. Und auch wenn die Geschichte natürlich etwas naheliegend ist, berührt sie mich irgendwie. Gut gemacht.

⭐⭐⭐

Total: 8⭐

Galaxus – Voll die Weihnachtswerbung

Noemi: Wie offensichtlich kann ein Product Placement sein? Die Antwort findest du im Werbespot. Allerdings zielt das Video genau darauf ab. Anders als in anderen Galaxus-Clips ist hier von Anfang an klar, dass es sich um eine Werbung handelt. Und damit spielt sie. Galaxus nimmt sich selbst nicht so ernst – oder lässt es zumindest so erscheinen und bringt mich so zum Schmunzeln. Ganz in Galaxus-Manier eben. Simpel, humorvoll und gut. 

⭐⭐⭐⭐

Bene: Reingelegt, würde ich sagen. Da denkt man, jetzt kommt die klassische Weihnachtswerbung – und dann der Cut. Der Werbefamilie wird bewusst, dass sie sich in einem üblen Weihnachtsspot befindet. Coole Idee. Gut finde ich auch, dass der Weihnachtsspot dem bekannten Konzept der aktuellen Galaxus-Kampagne folgt und so für einen Wiedererkennungseffekt sorgt.

⭐⭐⭐⭐

Monika: Finde ich super! So unerwartet und mit einem guten Start. Die haben sich etwas getraut. Und gleichzeitig für sich und für die Produkte geworben. Modern und lustig.

⭐⭐⭐⭐

Total: 12⭐

Migros – Finn entdeckt die Liebe

Monika: Diesmal bin ich wirklich enttäuscht. Die Idee ist süss, aber noch schöner wäre es doch, wenn das Wichtelmädchen nicht die zweite Wahl gewesen wäre. Die wahre Liebe scheint es dann nicht zu sein, die er entdeckt hat. Irgendwie hat es auch ausser den Schoggi-Nikoläusen wenig mit dem Thema Weihnachten zu tun. Hätte thematisch eher zum Februar gepasst. Schade Finn, ich dachte du wärst ein Guter.

⭐⭐ 

Bene: Grundsätzlich finde ich Finn zwar herzig. Aber während der Weihnachtswichtel beim ersten Spot vor ein paar Jahren noch in eine witzige Story verpackt war, finden wir uns im Jahr 2024 in einer langfädigen Liebesgeschichte, die weder berührt noch eine spezielle Pointe zu bieten hat. Die eineinhalb Minuten kamen mir jedenfalls wie eine halbe Stunde vor. Und «Unsere Liebsten sind das beste Geschenk»? Come on! Ich hoffe, dass Finn auswandert, nachdem er nun sein Liebesglück gefunden hat.

⭐

Noemi: Wichtel Finn ist inzwischen fast schon Kult in der Weihnachtsszene. Im diesjährigen Migros-Spot entdeckt das herzerwärmende Figürchen die Liebe. Man könnte jetzt hier dieselbe Kritik wie beim obengenannten Detailhandel-Konkurrenten anbringen. Könnte, ja. Aber Migros hat mit Finn den perfekten Protagonisten gefunden, der sich längst in die Herzen der Zuschauer:innen gemausert hat. Rund um diesen Wichtel schafft der Konzern immer neue Geschichten, die sich zu jenen im Vorjahr unterscheiden. 

⭐⭐⭐

Total: 6⭐

Freenet – Das traurige Smartphone

Bene: Ein Smartphone ist traurig, weil es ersetzt wird. Und dann kommt doch alles gut. Schliesslich findet es beim Sohn des Beschenkten ein neues Zuhause. «Freude ist am schönsten, wenn man sie weitergibt.» Ok, das klingt plausibel und steht stellvertretend für die Idee, dass man gebrauchte Geräte wiederverwenden sollte. Da gibt es nicht viel zu meckern. Ob mich der Spot emotional abholt, ist eine andere Frage.

⭐⭐⭐

Noemi: Der Spot ist kurz und knapp. Das wäre aber auch sein positivstes Merkmal. Der Clip versucht verbissen emotional zu sein – leider ohne Erfolg. Aber warum? Weil Handys nun mal keine Gefühle haben. Diese Geräte zum Leben erwecken zu lassen, erinnert mich an ein schlechtes Märchen aus dem Jahr 2030. Stattdessen hätte die Werbung sich besser auf die Motivation hinter dem Wiederverwenden konzentriert.

⭐

Monika: Der Spot ist zwar sehr kurz, aber für mich der Gewinner dieser Reihe. Eine Message in so kurzer Zeit zu vermitteln (inklusive Emotionen) ist schon super. Ich selbst binde mich auch an materielle Dinge wie z.B. meine Smartphones und habe die Emotion des «alten» Smartphones gefühlt. Die Geschwindigkeit, in der die Technik sich weiterentwickelt, drängt uns fast schon dazu, immer mehr zu einer Wegwerfgesellschaft zu werden. Man könnte schon bald von einer Konsumsucht sprechen, die viele von uns betrifft. Schön, dass jemand an Weihnachten auch die nicht so schöne Seite der Geschenke zeigt.
 
⭐⭐⭐⭐⭐
 
Total: 9

Und wir kommen zur Rangverkündigung! Gewinner ist der Galaxus-Spot mit zwölf Sternen, gefolgt vom Freenet-Clip mit neun Sternen. Die Migros macht klar das Schlusslicht. 

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