Wir kennen es alle: Ein falsches Wort und das gemütliche Weihnachtsfest artet zu einem Familienstreit aus. Das muss echt nicht sein. So findest du den richtigen Ton.

Wir sind zum Weihnachtsessen eingeladen, die ganze Familie ist da. Nicole, meine Mutter, probiert einen Bissen vom Gemüseauflauf und erzählt fröhlich: «Erst gerade kürzlich habe ich ein ähnliches Rezept gesehen, das sah echt lecker aus.» Tante Vreni mustert sie argwöhnisch. «Ist das hier nicht gut genug?», fragt sie schnippisch. Und schon geht’s los.

Gerade an Weihnachten, wo sowieso alle schon ein wenig genervt sind vom Stress der letzten Adventstage, braucht es nur eine Kleinigkeit, um die Fetzen fliegen zu lassen. So viel zum Thema Ruhe und Besinnlichkeit.

Die Theorie aus der Kommunikationswissenschaft

Das Kommunikationsquadrat von Friedmann Schulz von Thun ist ein kommunikationswissenschaftliches Modell, das anschaulich darlegt, dass jede sprachliche Interaktion immer aus vier Ebenen besteht:

  1. Die Sachinformation – Worüber ich dich informiere
  2. Die Selbstoffenbarung – Was ich dadurch von mir selbst zu erkennen gebe
  3. Der Beziehungshinweis – Was ich von dir halte bzw. wie wir zueinanderstehen
  4. Der Appell – Was ich bei dir erreichen möchte

Jede dieser vier Ebenen ist in einer gesprochenen Nachricht enthalten. Die Kunst guter Kommunikation besteht nun darin, dass Sender und Empfänger auf derselben Ebene kommunizieren.

Zurück zum Beispiel

Aus dem Mund von Nicole, der Senderin, kamen folgende Botschaften:

  • Sachinformation: «Ich habe ein anderes Gemüseauflauf-Rezept gesehen, das sehr lecker aussah.»
  • Selbstoffenbarung: «Ich möchte dich auf ein ähnliches Rezept hinweisen, welches ich kürzlich gesehen habe.»
  • Beziehungshinweis: «Ich dachte, ich könnte dir eine Anregung für deinen nächsten Auflauf geben.»
  • Appell: «Schau dir doch mal das Rezept an, von dem ich dir erzählt habe.»

An das Ohr von Tante Vreni, der Empfängerin, traten möglicherweise folgende Botschaften:

  • Sachinformation: «Nicole hat ein anderes Gemüseauflauf-Rezept gesehen, das sehr lecker aussah.»
  • Selbstoffenbarung: «Ich stand den ganzen Tag in der Küche, um für alle zu kochen und nun fühle mich angegriffen, weil Nicole ein anderes Rezept erwähnt hat.»
  • Beziehungshinweis: «Nie ist sie zufrieden, mit dem, was ich tue.»
  • Appell: «Hör auf zu nörgeln, sonst kochst du deinen blöden Auflauf nächstes Mal selber.»

Wie geht’s nun richtig?

Versuche dich auf die Sachinformation zu beziehen. Interagiere nicht auf der Beziehungsebene, dann fühlst du dich nur unnötig angegriffen, obwohl die Person es vielleicht gar nicht böse gemeint hat. Und: Lass den vorweihnachtlichen Stress nicht an anderen aus. Hätte Tante Vreni diese Tipps beherzigt, wäre die Reaktion vielleicht gelassener ausgefallen: «Das klingt interessant, du kannst es mir ja mal zeigen.»

In diesem Sinn: Entspannte Festtage! Und sollte es doch zu einem Familienstreit kommen, lies doch diese Zeilen nochmals.

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