Voll nice, diese Lounge mitten in der City – ‘ne coole Location zum Chillen! Gerade Jugendliche verdeutschen oft englische Wörter. Was dabei herauskommt, nennt sich Denglisch. Ist die deutsche Sprache dem Untergang geweiht?

Immer mehr Anglizismen haben sich still und heimlich in unsere Alltagssprache geschlichen. Fürs tägliche Workout gehen wir joggen, beim Job nehmen wir an Team-Meetings teil oder halten unsere besten Brainstorming-Ideen auf einer Flipchart fest. Auf Social Media verteilen wir fleissig unsere Likes, posten unsere Outfits und chatten. Im Alltag treffen wir immer wieder auf Wörter, deren Ursprung mit der deutschen Sprache wenig gemeinsam haben. Doch während sich Panikmacher fragen, ob die deutsche Sprache denn noch zu retten sei, frage ich mich eher, ob es denn jemals ein «reines» Deutsch gegeben hat. Und ob das überhaupt wünschenswert wäre.

Sprache ist lebendig. Gerade im heutigen Zeitalter der Globalisierung – beschleunigt durch das Internet – entwickelt sie sich in einem rasanten Tempo. Doch auch früher war Sprache schon unterschiedlichsten gesellschaftlichen und kulturellen Einflüssen ausgesetzt: Jede Völkerwanderung, jede Territoriumserweiterung, jede Entdeckung hat zu sprachlichen Mischungen geführt, die nach und nach in den Alltag integriert wurden. Ursprünglich aus dem Französischen stammende Begriffe sind mittlerweile beispielsweise längst deutsches Allgemeingut: Wir arbeiten in einem Büro, knipsen ein Porträt und haben Appetit auf Pommes frites.

Früher war’s Latein, Griechisch oder Französisch, heute eben Englisch. Ob es wohl damals auch schon solche Sprachwärter gab, die ein Reinheitsideal der deutschen Sprache hüteten? Die meisten bisherigen Versuche, die deutsche Sprache rein zu halten, sind jedenfalls kläglich gescheitert. Denn wer will schon «Gesichtserker» statt dem aus dem Griechischen stammenden Begriff Nase sagen?

Kein Anlass für Untergangsszenarien

Doch wie stark ist der Einfluss des Englischen wirklich? Der deutsche Sprachwissenschaftler Peter Eisenberg relativiert die Panikmacherei. Eine Studie über Anglizismen in Pressetexten zeigt auf, dass der Anteil englischstämmiger Wörter lediglich 1.2% beträgt. Deutsch ist demnach nicht anfälliger für Anglizismen als andere Sprachen im europäischen Raum. Eisenberg kommt daher zu einem beruhigenden Urteil: Auch wenn sich die Situation im vergangenen Jahrhundert quantitativ verändert habe, sei der strukturelle Einfluss der Anglizismen nur marginal. Untergangsszenarien sind also fehl am Platz. Und untergraben laut Eisenberger die Loyalität der Sprechenden zu ihrer Sprache.

Das Schlimme ist eigentlich nicht, wie häufig englische Ausdrücke verwendet werden, sondern dass sich oft falsche Freunde einschleichen: denglische Wörter oder Redewendungen, die auf Englisch so gar nicht verwendet werden. Der Klassiker: das Handy. Dieses Wort existiert zwar in der englischen Sprache, aber hat mit Mobiltelefonen nichts zu tun. Im Original bedeutet «handy» praktisch oder griffbereit. Technische Begriffe scheinen allgemein tückisch zu sein: Ein alltägliches «Ich habe auf deine Mailbox gesprochen» klingt für englischsprechende Personen beispielsweise ziemlich komisch, denn wieso sollte man bitteschön mit einem Hausbriefkasten sprechen? Auch bei einer Vortragsvorbereitung kann’s zu Missverständnissen kommen: Erzählst du einem Englisch-Muttersprachler, dass du dafür einen Beamer benötigst, bietet er dir vielleicht an, sein Auto kurz auszuleihen oder dich irgendwohin zu fahren. Denn unter Beamer versteht man im englischen Slang einen BMW. Das, was wir auf gut Denglisch Beamer nennen, würde man korrekterweise «overhead projector» (kurz OHP) nennen.

Das Fazit also? Die deutsche Sprache wird zwar zunehmend mit englischstämmigen Wörtern durchsetzt, doch Panik ist fehl am Platz. Einige Anglizismen sind durchaus sinnvoll und zweckmässig, da auf Deutsch schlichtweg kein passender Begriff dafür existiert. Klar, es gibt auch viele überflüssige oder sogar falsche denglische Wortkreationen, aber schlussendlich zwingt einen ja niemand, diese zu verwenden. Das darf jeder für sich selbst entscheiden.

Sprichst du auch manchmal Denglisch? Oder verhunzen diese Anglizismen deiner Meinung nach die deutsche Sprache? Sag es un in den Kommentaren!

2 Antworten

  1. In einem gerade geschautem Kurzvideo sagte die Dame :” Das ist very, very heftig!”
    Das nenne ich verhunzen. Denglish zu benutzen ist manchmal unumgänglich.
    Aber z. B. etwas doppelt zu erwähnen wie “wir haben gekämpft und gefightet” oder “ich war glücklich, ich war happy” ist unnötig.

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