Am 25. März hat sie begonnen, am 28. Oktober endet sie wieder: die Sommerzeit. Nicht nur aus aktuellem Anlass diskutieren die Leute in der Politik momentan darüber, ob wir die einmal jährliche Eine-Stunde-Verschieberei wieder abschaffen sollen oder nicht.
Ich selbst finde irgendwie keine passende Antwort. Sowieso musste ich immer wieder überlegen, wann ich die Uhr nun eine Stunde zurück- und wann eine Stunde vorstellen sollte. Bis ich es mir dank einer kleinen Eselsbrücke merken konnte. Für alle, denen es auch so geht: Im Sommer kommen die Gartenstühle nach draussen, im Winter hole ich sie wieder rein. Kapiert?
Zurück zur Diskussion. Da ich ja eben auch nicht so recht weiss, was an der Sommerzeit – die in der Schweiz übrigens erst 1981 eingeführt wurde – so schlimm sein kann, hab ich mal ein bisschen recherchiert und folgende Pro- und Kontraargumente gefunden. Manche sind mit Vorsicht zu geniessen.
Pro Sommerzeit:
1. Lange Sommerabende
Für alle Sonnenanbeter: Die Sommerzeit führt dazu, dass es eine Stunde später dunkel wird. Na gut.
2. Weniger Unfälle und Verbrechen
Manche Studien behaupten, ein Grund für weniger Verkehrsunfälle und eine verminderte Kriminalitätsrate sei die Sommerzeit.
3. Gut für den Tourismus
Man munkelt, die zusätzliche Stunde Tageslicht lockt mehr Touristen an. Wer weiss, warum das so sein könnte, bitte unten ein Kommentar hinterlassen. Kein Quiz!
4. Sommerzeit spart Energie
Das macht Sinn. Wenn es länger hell ist, braucht es weniger Strom. So einfach ist das.
Unter anderem deshalb hatte die Schweiz die Sommerzeit eingeführt. Und wegen den Nachbarn. In Frankreich gilt die Sommerzeit bereits seit 1976, in Deutschland und Österreich seit 1980. Immer die Uhr umzustellen, wenn ich schnell ins Tütsche einkaufe gehe will? Nei, danke. Kompliziert wars im Sommer 1980. Der damalige Fahrdienstleiter Manfred Baumann im Basler Bahnhof SBB erinnert sich: «Besonders hat sich die Schweizer Zeitinsel bei den Nachtzügen von Amsterdam nach Rom bemerkbar gemacht. Sie mussten hier eine Stunde warten und waren dann in Chiasso wieder eine Stunde zu spät. Das haben die Kunden nicht verstanden.»
Und jetzt will die EU die Sommerzeit offenbar wieder abschaffen. Warum? Listen wir mal die Kontrapunkte auf, die ich gefunden hab:
Kontra Sommerzeit:
1. Die Energieersparnis ist sehr gering
In Deutschland beläuft sich die Ersparnis laut Studien nur auf 0,21 Prozent.
2. Die Zeitumstellung ist teuer
Durch die Zeitverschiebung sind die Leute müde und arbeiten weniger effizient. Jetlag halt. J Und wieder eine Studie: Dieser Effekt führt jedes Jahr zu einem beträchtlichen volkswirtschaftlichen Schaden.
3. Zeitumstellungen machen krank
Gleich mehrere Studien haben eine Korrelation zwischen Sommerzeit und gesundheitlichen Problemen gefunden. Die Folgen sind Schlafstörungen, Depressionen, Schwankungen der Herzfrequenz und Verdauungsprobleme.
Und was sind nun die Argumente der EU-Politiker?
Pavel Svoboda, Leiter der Arbeitsgruppe zur Abschaffung der Sommerzeit drückt die Schattenseiten wie folgt aus: «20 Prozent der Europäer erleiden wegen der Zeitumstellung Gesundheitsprobleme.» Ausserdem sollen durch die Müdigkeit mehr Verkehrsunfälle erfolgen. Aha. Und auch die Landwirtschaft leidet. Die Kühe geben weniger Milch, ihre innere Uhr gerät durcheinander.
Das Europäische Parlament entschied im Februar: Wir überlegen uns, ob wir die Sommerzeit wieder abschaffen sollen. Das heisst aber noch lange nichts.
Und die Schweiz? Sind wir wieder die Mitläufer, wenn die EU die Sommerzeit abschafft? «In diesem Fall muss der Bundesrat und das Parlament darüber entscheiden. Es gibt jedoch gute Gründe, weshalb man Zeitdifferenzen zu den Nachbarländern vermeiden sollte», sagt Jürg Niederhauser, Stableiter des Eidgenössischen Instituts für Metrologie gegenüber «Blick».
Egal, ob eine Stunde länger hell oder nicht: Der Frühling ist endlich da und bringt auch nachts wärmere Temperaturen.