Im Radio singt einer «Rudolph, the Red-Nosed Reindeer». Hans Sturzenegger nimmt noch einen Bissen von seiner Frühlingsrolle. Chinesische Restaurants sind immer offen am Weihnachtsabend. Die Gäste sind dann vorwiegend Muslime und Juden. Doch heute sitzt er alleine da. Seine Mutter kochte an den Festtagen immer Sauerkraut. Eine fette Weihnachtsgans wäre Hans damals lieber gewesen. Oder eine Feuerzangenbowle.

«Dessert?», reisst ihn die Kellnerin aus den Gedanken. «Ja, Weihnachtsguetzli», würde Sturzenegger am liebsten antworten. Die sollen ja offenbar gesund sein. Wusste ich es doch: alles Heilmittel aus der Antike, denkt er, sagt aber: «Zitronensorbet, bitte.» Etwa 25 ist sie, schätzt Hans. Gerade halb so alt wie er. Die Venusgrübchen sind schön. Und nett ist sie auch. 

An seinen Füssen macht sich das Regenwetter bemerkbar. Tannengrün und Lichterglanz nützen jetzt auch nichts mehr. Von wegen happy socks! Amazon kann Sturzenegger gestohlen bleiben. Nächstes Mal lieber Geld zu Weihnachten!

«Grundstücksverkehrsgenehmigungszuständigkeitsübertragungsverordnung und die 29% Regel wird konsequent eingehalten – und auch bei Geburtstagen.» Hans dreht sich um. «Bitte was?» Unter dem Schein einer Laterne entdeckt er ein Gesicht. Die alte Frau schaut ihn traurig an und beginnt zu schreien: «Blocher, Uber, Israel, Rauchverbot und Billag!» Was die Leute an Weihnachten alles beschäftigt, denkt sich Hans. Dann macht er sich auf den Heimweg.